Kolloidales Silber
Dabei handelt es sich um eine Verwendungsform von Silber und wird oft auch als Silberwasser oder Nanosilber bezeichnet. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war kolloidales Silber in der Medizin von Bedeutung, wurde dann aber von Antibiotika und Cortison verdrängt. Mit zunehmender Kritik an diesen beiden Medikamenten wird dem kolloidalen Silber in den letzten Jahren wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Was ist überhaupt ein Kolloid?
Unter Kolloiden (1) versteht man winzig kleine Partikel oder Tröpfchen einer Substanz, welche in einem Dispersionsmittel gleichmäßig verteilt sind. Beim kolloidalen Silber sind diese in destilliertem Wasser verteilt. Sie tragen eine positive elektrische Ladung. Da sich gleiche Ladungen abstoßen, halten sie sich gegenseitig in der Schwebe.
Kolloidpartikel sind die kleinsten Teilchen, in die Materie zerlegt werden kann, ohne die individuellen Eigenschaften zu verlieren. Die Silberkolloidpartikel zwischen 1 und 100 nm groß (2) (1nm = Nanometer entspricht 1 Millionstel Millimeter), die jeweils 1000 bis 1 Milliarde Silberatome enthalten.
Auf Grund der extrem kleinen Partikeldimension, weisen solche Nanopartikel extrem große Oberflächen auf. So kann die Partikeloberfläche in einem Volumen von nur einem Liter die Größe mehrerer Fußballstadien überschreiten.
Wie wirkt kolloidales Silber?
Silber hat in allen Formen (Ionen, Atome, Partikel) direkt oder indirekt eine keimtötende Wirkung.
Als Nanosilber sind diese Partikel chemisch und biologisch sehr reaktiv und mobil, auch innerhalb des lebenden Organismus. Aufgrund dessen besitzen sie eine keimtötende (biozide) Wirkung in gesteigertem Maße (3). Die starke antimikrobielle Wirksamkeit von Nanosilber wird mit dessen Fähigkeit in Verbindung gebracht, Zellwände und Zellmembranen durchdringen zu können und im Zellinnern zu wirken. Dabei greifen sie gleichzeitig an verschiedenen Stellen im Zellstoffwechsel an und hemmen dessen Tätigkeit.
Kolloidales Silber zeigt in-vitro (d. h. außerhalb eines lebenden Organismus) eine antimikrobielle Wirkung und inaktiviert in bereits kleinen Konzentrationen eine Reihe von Krankheitserregern. Durch ihre geringe Größe dringt das Nanosilber in einzellige Erreger und Mikroorganismen (Bakterien, Pilze und deren Sporen), aber auch Parasiten (z. B. Würmer) ein und blockiert die Energieversorgung, so dass die Krankheitserreger absterben. In vitro wirkt Nanosilber auch gegen Viren, indem Nanosilberpartikel an deren Oberfläche binden und die Bindung der Viren an die Wirtszellen unterdrücken. (4)
Aufgrund der sehr unspezifischen Wirkung des kolloidalen Silbers, ist das Wirkungsspektrum sehr breit und Mikroorganismen entwickeln kaum Abwehrmechanismen.
Nanosilber reagiert auch mit Proteinstrukturen höherer Säugerzellen. Diese sind jedoch ungleich größer als Bakterienzellen und viele lebenswichtige Funktionen wie die Energiegewinnung finden intrazellulär statt. Daher sind für eine Schädigung menschlicher bzw. tierischer Zellen oder Gewebe erheblich höhere Konzentrationen von Nanopartikeln notwendig. (5)
Auch heute ist die Wirkungsweise des kolloidalen Silbers noch nicht vollständig geklärt.
Wie wird kolloidales Silber hergestellt?
Beim kolloidalen Silber sind elektrisch geladene Silberteilchen in Wasser verteilt. Für die Herstellung verwendet man dampfdestilliertes und mineralfreies Wasser (aqua bidestillata). Leistungswasser ist aufgrund der enthaltenen Mineralien und Salze nicht geeignet. An zwei in Wasser getauchten Stäben, die aus reinstem Silber mit einem Reinheitsgrad von 99,999% bestehen, wird eine elektrische Spannung angelegt. Dadurch lösen sich aus den Silberstäben kleinste Silberpartikel und –ionen. Die Silberionen (elektrisch geladene Atome oder Atomgruppen) sind positiv geladen und stoßen sich gegenseitig ab, so dass sie gleichmäßig im Wasser verteilt schweben.
Die Konzentration des entstehenden kolloidalen Silbers hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab (Leitfähigkeit des Wassers, Zeit, Wassertemperatur, Abstand der Elektroden voneinander, der Elektrodenstärke, der angelegten elektrischen Spannung). Daher werden i.d.R. standardisierte Geräte zur Herstellung eingesetzt, welche die Konzentration des kolloidalen Silbers gewährleisten können.
Die Konzentration des praktisch angewandten kolloidalen Silbers liegt zwischen 3 und 50 ppm (parts per million), das heißt 3-50 Milligramm Silber kolloidal verteilt in 1 Liter Wasser.
Anwendungen
Vor der Anwendung von kolloidalem Silber ist es ratsam mit einem darin erfahrenden (Tier-) Heilpraktiker zu sprechen und sich beraten zu lassen, um das Für und Wider abzuwägen und um Fehler zu vermeiden.
• Äußerliche Anwendung
Bei Hautdefekten, offenen oder infizierten Wunden kann das kolloidale Silber flächig aufgetragen oder gesprüht werden, oder man verwendet eine Kompresse. Kolloidales Silber verursacht keinerlei Reizung und kann selbst auf empfindliche Bereiche und Wunden aufgetragen werden. Selbst für eine Anwendung im Auge bei Bindehautentzündung wird das kolloidale Silber als geeignet angegeben. (6)
• Innerliche Anwendung
Kolloidales Silber ist nahezu geschmacksneutral und wird unverdünnt eingenommen. Gegenüber Tabletten oder Kapseln ist es deutlich einfacher zu verabreichen, besonders bei Katzen. Es wird empfohlen dies nüchtern bzw. vor den Malzeiten einzunehmen. Es sollte nicht ins Trinkwasser und auch nicht ins Futter gemischt werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Hunde, Katzen, Kleintiere, Vögel, Reptilien, Pferde, Rinder, Schafe und Fische können damit behandelt werden.
Die Konzentration, Menge und Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Erkrankung und nach der Größe bzw. das Gewicht des Tieres. Meist liegen die Konzentrationen zwischen 3-25 ppm, die ein- bis zweimal täglich verabreicht werden.
• weitere Hinweise
Es ist möglich kolloidales Silber in Kombination mit anderen Therapien einzusetzen. Bei der Medikamenteneinnahme sollte es jedoch in einem zeitlichen Abstand von 15-30 Minuten eingenommen bzw. angewendet werden.
Wichtig ist eine erhöhte Wasseraufnahme während der Behandlungszeit, um die Ausleitung der abgetöteten Krankheitserreger und Toxine über die Harnwege zu gewährleisten.
Nach einer längeren inneren Anwendung von kolloidalem Silber wird empfohlen Mittel zum Aufbau der Darmflora einzunehmen. Erfahrungsgemäß werden gesundheitsfördernde Bakterien jedoch nicht geschädigt.
Aufbewahrung
Kolloidales Silber sollte in einer Glasflasche, lichtgeschützt, bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad, nicht in der Nähe elektrischer oder magnetischer Geräte gelagert werden. Es behält so seine Wirkung drei bis vier Monate.
Unerwünschte Wirkungen
Bei unsachgemäßer Anwendung von Präparaten mit einem zu hohen Silbergehalt und wenn diese über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden, können sie irreversible Silberablagerungen (Silberakkumulation) im Organismus verursachen.
Die wiederholte Aufnahme von mehr als einem Gramm Silber kann nach einer Veröffentlichung der EPA Behörde (EPA: United States Environmental Protection Agency = Umweltschutzbehörde der Vereinigten Staaten) zur Argyrie führen. (7)
Die Argyrie ist eine irreversible, schiefergraue oder grau-bläuliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute, die durch die Einnahme von Silber hervorgerufen werden kann. Die Silberablagerungen befinden sich in der Haut, vor allem an Stellen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Um eine den ganzen Körper betreffende Argyrie zu verursachen, bedarf sehr hoher Konzentrationen, die in großen Mengen und sehr lange Zeiträume (Jahre) eingenommen wurden. Bekannt wurde ein Fall, bei dem ein Erkrankter über 10 Monate lang kolloidales Silber in einer Konzentration von 450 ppm dreimal täglich 450 ml zu sich genommen hat. Das entspricht einer Silbermenge von 180 Gramm. (8)
Dies entspricht nicht den Empfehlungen für eine Einnahme von kolloidalem Silber.
Auch kann es zu einer lokalen Einlagerung, vor allem am Auge (Argyrose) oder an den Fingernägeln kommen.
Im kolloidalen Silber liegen die Partikel in einer mittleren Größe von etwa 25 bis 50 nm vor; sie weisen eine sehr große spezifische Oberfläche von 450 m2/g auf. Allerdings weiß man bei Nanoteilchen (< 100 nm) noch zu wenig über deren Verbleib und Abbau im Körper. Es gibt Befürchtungen, dass solch kleine Partikel unkontrolliert bei äußerer Anwendung in die Haut eindringen und dann giftig wirken könnten (9).
Gesetzliche Regelungen
Kolloidales Silber unterliegt keiner besonderen gesetzlichen Einschränkung. Es ist möglich es selbst herzustellen und anzuwenden. Für den Einsatz von Nanosilber gibt es in der Mehrzahl der Anwendungsbereiche keine für die Nanoform spezifischen rechtlichen Regelungen.
Das Europäische Parlament hat aufgrund der möglichen Gefahr des Eindringens von Silber-Nanopartikeln, die in speziellen Kosmetika für die Behandlung bei Neurodermitis enthalten sind, kürzlich mit einer Änderung der EU-Kosmetikverordnung reagiert. Diese sieht eine Deklarationspflicht für Nanopartikel in Kosmetika vor. Außerdem müssen die Kosmetikhersteller die Ungefährlichkeit der verwendeten Nanomaterialien künftig belegen.
Fazit
Kolloidales Silber besitzt die Eigenschaft gegen viele Krankheitserreger keimtötend zu wirken und könnte eine Alternative zu Antibiotikum oder Kortison sein.
Aufgrund der bisher ungeklärten Wirkungsweise ist die Anwendung von kolloidalem Silber jedoch mit Bedacht zu entscheiden. Keines Falls ist es unbedenklich als Nahrungsergänzungsmittel einzusetzen, wie es vielfach als solches angepriesen wird. Daher ist es ratsam sich den Rat eines erfahrenen (Tier-) Heilpraktikers einzuholen.
Homöopathische oder naturheilkundliche Behandlungen sind dem kolloidalen Silber immer vorzuziehen. Eine Kombination mit diesen Heilmethoden ist nach Absprache mit dem Behandler möglich.
Quellenangaben:
(1) http://www.chem.uni-potsdam.de/groups/kolloid/
(2) Renner, H., Silber, Silber-Verbindungen und Silber-Legierungen. In: Bartholomé, E., et al. (Hrsg.), Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, Band 21, 4. Auflage, Verlag Chemie, Weinheim, New York 1982.
(3)http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/nanotechnologie/20091202_nanotechnologie_nanosilber_studie.pdf
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Kolloidales_Silber
5) R. Daniels et. al.: Alte Aktivsubstanz in neuem Gewand. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29566
(6) Kühnli, Werner und Walter von Holst: Kolloidales Silber als Medizin. Das gesunde Antibiotikum. S. 45
(7) http://www.epa.gov/iris/subst/0099.htm#reforal.%20Last%20accessed%202/01/05 (Information vom 6. August 2006)
(8) He ingested approximately 16 ounces (~ 450 ml) of 450 ppm colloidal silver three times a day for 10 months. [http://dermatology.cdlib.org/111/case_reports/argyria/wadhera.html]
(9) Nel, A., et al., Toxic potential of materials at the nanolevel. Science 311 (2006) 622-627.
Falls Sie Fragen zum kolloidalen Silber haben, berate ich Sie gerne.
Nicole Michels